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Krankenkassen ignorieren die Realität

Gemeinsame Pressemitteilung

Ärztekammer Sachsen-Anhalt
Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V.
Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt

Krankenkassen ignorieren die Realität

Magdeburg, 27. Mai 2011. Mit der Pressemeldung des gestrigen Tages verabschieden sich die Krankenkassen in Sachsen-Anhalt von der gelebten Versorgungsrealität. Die Krankenkassen haben die zunehmende Arztdichte in Sachsen-Anhalt gelobt und damit eine gesicherte Versorgung suggeriert, sie verhöhnen damit die täglichen Erfahrungen der Menschen in Sachsen-Anhalt.

Ärztekammer, Krankenhausgesellschaft und Kassenärztliche Vereinigung sind Institutionen im Land, die selbst oder durch ihre Mitglieder die Versorgung im ambulanten und stationären Bereich sicherstellen. Sie wissen um die Probleme des Ärztemangels. Nicht ohne Grund betreiben Sie die Anwerbung von Ärzten bundesweit oder sogar im Ausland. Mit strukturellen Maßnahmen und Förderungen wird um Ärzte gerungen, die uns im Land fehlen. Derzeit sind das im ambulanten Bereich nach der bundesweit verbindlichen Bedarfsplanung insgesamt über 400 Ärzte. Im stationären Bereich geht man derzeit von 250 freien Stellen aus.

Die von den Krankenkassen ins Feld geführte Arztdichte sagt allein nichts über die Versorgungssituation aus. Für die Einschätzung der Versorgungssituation - und nur darum geht es – sind neben der Anzahl der verfügbaren Ärzte ausschlaggebend:

1.      der medizinisch-technische Fortschritt – er ermöglicht Behandlung von Krankheiten, die bisher nicht behandelt werden konnten oder verbessert bestehende Behandlungschancen, führt aber auch zu mehr benötigtem ärztlichen Personal und nicht zu Rationalisierung, wie in andern Bereichen.

2.      der demografische Wandel – durch die Alterung der Gesellschaft wird Versorgung nötig, die von mehr Ärzten erbracht werden muss. Das Durchschnittsalter in Sachsen-Anhalt hat sich von 1990 mit 38,42 Lebensjahren auf 46,22 Lebensjahre in 2009 gesteigert! Entstanden ist dies durch Abwanderung von Menschen zwischen 20 und 50 Jahren und den Geburtenrückgang nach der Wende. Damit wurden der Anteil und die absolute Anzahl der Menschen über 60 Jahre deutlich gesteigert. 1990 betrug dieser Anteil 19,6 %, 2009 betrug der Anteil an Menschen mit 60 Jahren und älter in Sachen-Anhalt schon 29,7%, in Hochrechnungen des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt wird dieser Anteil für 2025 sogar mit 41,1% angegeben. Das Bundesversicherungsamt weist für den ambulanten Bereich einen doppelt so hohen Versorgungsaufwand für Versicherte im Alter von 60 Jahren und älter gegenüber Versicherten unter 60 Jahren aus, im stationären Bereich beträgt der Aufwand sogar das 3,7-fache. Das erfreuliche Älterwerden der Gesellschaft fordert also auch einen Aufwand, der geleistet werden muss – von Ärztinnen und Ärzten und den anderen Gesundheitsprofessionen!

3.      der allgemeine Trend zu Arbeitszeitverkürzung – führte bei den Ärzten, für die noch Anfang der 90er Jahre Wochenarbeitszeiten von 80 bis 90 Stunden einschließlich Bereitschaftsdiensten üblich waren, zu einer langsamen Annäherung an die sonst üblichen Arbeitszeiten, er liegt aber immer noch deutlich über den eigentlich angestrebten, sonst in Deutschland üblichen Wochenstunden. Dieser Verlust an ärztlicher Arbeitskraft hat neben der Reduzierung von krankheitsbedingten Ausfällen sicherlich auch zur Verbesserung der Patientenversorgung beigetragen. Kein Patient wünscht sich bei seiner Behandlung einen übermüdeten Arzt. 

  

Ärztekammer, Krankenhausgesellschaft und Kassenärztliche Vereinigung fordern von den Krankenkassen anstatt der Verbreitung von Wohlfühl-Meldungen eine realistische Betrachtung der Situation und eine aktive Partnerschaft bei der Bewältigung der Probleme.

   

  

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